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Bistum Chur

Grusswort von Bischof Vitus am Dies Academicus vom 3.11.15

Der Groß­kanzler gehört nicht zur operativen Leitung der Hoch­schule, hat aber für das kooperative Geschehen, für das gute Miteinander von Bistumsleitung und Hochschule eine hohe Verantwortung. Neben der Episkope, der auch eine Katholische Theologische Hochschule – eben wegen ihrer Kirch­lichkeit – untersteht, hat der Großkanzler auch einen spirituellen Auftrag, nämlich immer wieder daran zu erinnern, dass eine Katholische Theologische Hochschule unweigerlich im Dienst des Evangeliums und der Mission der Kirche steht. Sie hilft, den missionarischen Auftrag zu erfüllen.

        Heute sprechen wir noch und noch von der Neuen Evangelisierung. Damit wird Verschiedenes bezeichnet. Der Ausdruck enthält auch den Gedanken, dass mit neuen Impulsen, vor allem mit den neu entwickelten Mitteln der modernen Gesellschaft, insbesondere der Kom­munikation, die Botschaft des Evangeliums und die Mission der Kirche Verbreitung finde­. Eine kirchliche Hoch­schule soll dabei einen namhaften Beitrag zur Ausbreitung des Glaubens leisten können. Darauf soll sie denn auch stolz sein.

        Ich möchte Herrn Prof. Dr. Franz-Xaver Kaufmann für seine Ausführung zum Thema Glaubenssinn des Gottesvolkes herzlich danken. Dass der Glaubenssinn des Gottesvolkes keine Leerformel ist, zeigt uns die Geschichte unseres Glaubens eindrücklich. Denn sie war immer getragen vom Glaubenssinn des Gottesvolkes, von Menschen aus dem Volk Gottes, welche den Glaubenssinn besaßen. Ich denke hier etwa ans Zeugnis der Propheten, die in den meisten Fällen unmittelbar aus dem Volk Gottes hervorgingen und dessen Glaubenssinn bezeugen­. „Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehzüchter und ich ziehe Maulbeerfeigen“ (Am 7,14). So der Prophet Amos. ­­Der Glaubenssinn des Gottesvolkes kann also eine eindrückliche Geschichte verzeichnen und hat den Felsen, auf den Christus seine Kirche baute, durch ständige Sedimentation angereichert und diesem Felsen auf diese Weise Wachs­tum verliehen.

        Der Felsen des Glaubenssinnes hat aber auch immer wieder abgestoßen, was dem Glaubenssinn fremd war. Als Deutungshilfe dazu lesen wir mit Gewinn die Vision Daniels von den Weltreichen, namentlich die Aussage: „Wenn du das Eisen mit Ton ver­mischt gesehen hast, so heißt das: Sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander verbinden; doch das eine wird nicht am anderen haften, wie sich Eisen nicht mit Ton verbindet“ (Dan 2,13).

        Beten wir dafür, dass wir alle, durch den Glaubenssinn, der kraft des Wirkens des Heiligen Geistes hervorgebracht wird, zwischen Eisen und Ton zu unterscheiden vermögen, und dass unser Beitrag zur Glaubensweitergabe eine Materie sei, die am Felsen der Kirche haften bleibt und so zum Wachs­tum des Reiches Gottes beiträgt.