An der Sitzung der Synode, dem katholischen Parlament im Kanton Zürich, hielt Bischof Joseph Maria Bonnemain am 15. April eine Ansprache.
Sehr geschätzte Synodale, sehr geschätzte Mitglieder des Synodalrates, liebe Anwesende
Guten Morgen! Ich glaube, dass in dieser frühen Stunde dies der richtige Ausdruck ist.
Ich bin sehr froh und dankbar, hier zu sein. Es freut mich besonders, dass sich unter uns auch der neue Generalvikar für den Kanton Zürich befindet, der als Synodalrat das duale System gut kennt und mitträgt. Ich danke Luis Varandas, dass er bereit ist, die neue Aufgabe zu übernehmen und so weiterhin, d.h. sogar noch intensiver das kirchliche Leben mitzutragen. Ich danke zugleich Ihnen allen, weil auch Sie unsere Kirche mittragen, konkret in unserem Bistum Chur.
Erlauben Sie mir, dass ich mein Anliegen an die Synode gleich zur Sprache bringe.
Unser Gott ist der Gott, der für uns Menschen Mensch geworden ist. Deswegen sind wir nur Kirche, wenn wir für die Menschen da sind. Ich bin davon überzeugt, dass diese Haltung die Tätigkeit der Synode prägt. Ich habe in den letzten Monaten direkt erleben dürfen, wie engagiert und mit welcher Sorgfalt der Synodalrat sich einsetzt, um einen kirchlichen Dienst an den Menschen zu leisten. Dasselbe darf man bestimmt von der Synode sagen. Die Synodalität dient der Solidarität und der Geschwisterlichkeit.
Die hier angesprochene Haltung fordert heraus und ist anspruchsvoll. Sie braucht eine Quelle, Energie, einen Motor. Sie benötigt Beweglichkeit, Spontaneität, Jugendlichkeit und die Bereitschaft, Kühnes zu wagen. Wenn wir dabei bloss mit den menschlichen Kräften und mit der menschlichen Logik rechnen, sind wir früher oder später erschöpft und statt den Menschen zu dienen, erliegen wir der Versuchung, uns selbst in den Mittelpunkt zu stellen. So betrachtet, dürfen wir die Kirche nicht auf eine soziale Einrichtung, eine gesellschaftliche Grösse, ja auf eine NGO reduzieren. Die kirchliche Synodalität beginnt beim Zuhören, der Eingebung des Heiligen Geistes, beim Erfahren der Pläne Gottes dank des aufmerksamen Hörens auf die Meinungen und Stimmen der anderen. Dieses Hinhören heisst Gebet. Ich meine nicht unbedingt, dass die Sitzungen der Synode mit einem Gebet eröffnet werden müssten, sondern vielmehr empfehle ich, dass jede und jeder Synodale in ihrem und seinem Leben genügend Platz und Zeit für Innerlichkeit und Beschaulichkeit einräumt.
Eine solche Lebenseinstellung zeigt sich dann auch im Alltag. Gerne zitiere ich hier Madeleine Delbrel, die, ihr Leben mitten in einem kommunistischen Vorort von Paris verbrachte und sich dort als Christin bewährte. Sie schrieb: „Für viele von uns bedeutet das „Geht“ des Herrn, eine kontaktlose Nachbarschaft in echte Nähe zu einem wahren Nächsten zu verwandeln; die Wege zu benützen, die der Herr schon vorgegeben hat, bevor wir unsere eigenen erfinden; das als Programm anzunehmen, was die täglichen Gelegenheiten vorzeichnen. Das kann eine sehr improvisierte Verkündigung sein, gelenkt durch Tatsachen und Umstände; sie fordert eine ganz unscheinbare und fügsame Aufmerksamkeit, die zu allem bereit ist.“
Nun komme ich zum Schluss: Die beste Vorbereitung und die wirksamste Umsetzung für das nötige Handeln der Synode in ihren Sitzungen und Gremien werden Sie im Ringen mit Gott und im Ringen im Alltag finden.
Nochmals: Ich danke Ihnen allen ganz herzlich für Ihre Offenheit so zu leben und so die Kirche mitzutragen. Und ich wünsche Ihnen heute eine fruchtbare Sitzung.