Ich bedaure, wenn mein 50minütiger Vortrag in Fulda vom 2. August 2015, der sich mit den biblischen Grundlagen zu Ehe und Familie beschäftigt, in den Medien vereinzelt als Herabsetzung homosexueller Menschen verstanden wurde. So war es nicht gemeint. Ich zitiere im Vortrag mehrere unbequeme Passagen aus dem Alten Testament, die generell die Ehe, die Sexualität oder die Familie betreffen.
Ich möchte klarstellen, dass ich mit dem Vortrag, dessen Hauptthema die Ehe aus christlicher Sicht ist, in keiner Weise homosexuelle Menschen herabsetzen wollte und dass ich, wenn es um Homosexualität geht, ganz beim Katechismus der katholischen Kirche stehe, den ich in den Anmerkungen zum Vortrag auch zitiere:
2357 Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. „Persona humana“ 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.
2358 Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.
2359 Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich – vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -‚ durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.
Diese Worte aus dem Katechismus sind für mich die Grundlage für die pastorale Liebe auch gegenüber homosexuell empfindenden Menschen, die ich im Vortrag in Fulda betont habe und die für alle Hirten unserer Kirche, in der Einheit des Glaubens, gelten.
+ Bischof Vitus Huonder
Chur 3. August 2015
Vortrag von Bischof Vitus Huonder beim Kongress «Freude am Glauben» des Forums Deutscher Katholiken