Liebe Mitbrüder Hanspeter, Claudio und Uwe
Liebe Schwestern und Brüder
Es freut mich sehr, heute, hier in der Pfarrei St. Franziskus das Patrozinium der Pfarrei und gleichzeitig das 25-jährige Jubiläum der drei Diakone, sowie von Uwe Burrichter, der seit vielen Jahren die Verantwortung für diese Pfarrei trägt, feiern zu dürfen. Zuerst möchte ich den drei Diakonen für ihren langjährigen Dienst in unserem Bistum ganz herzlich danken und ihnen zu ihrem Jubiläum ebenso herzlich gratulieren. Die Diakonie ist ein Wesensbestandteil, wenn nicht der Wichtigste in unserer katholischen Kirche. Wie Jesus sagte, ist er gekommen, um zu dienen, nicht um sich bedienen zu lassen. Alles in der Kirche sollte Ausdruck dieses Dienstes Gottes für die Menschen sein. In unserer Diözese wirken beinahe 80 Ständige Diakone. Indem ich heute euch drei Jubilare für euren Dienst ausdrücklich und herzlich danke, gilt dieser Dank stellvertretend allen Diakonen. Nicht wenige unserer Diakone haben als Pfarreibeauftragte die Verantwortung einer Pfarrei übernommen, obwohl es nicht die primäre Aufgabe eines Diakons wäre. Ein Diakon verkörpert an erster Stelle die Vorliebe unseres Herrn für die Armen, Diskriminierten, Ausgestossenen, Kranken, Leidenden, Betagten, Gefangenen, Beeinträchtigten und Einsamen. Dass einzelne Diakone dennoch bereit sind, als Erstzuständige für Pfarreien zu wirken, verdient nochmals einen besonderen Dank.
Heute feiern wir das Fest des hl. Franz von Assisi, dem diese Pfarrkirche geweiht ist. Wir können ihn ohne weiteres als Diakon schlechthin bezeichnen. Er wollte selber vollkommen arm sein, genauso wie seine Gemeinschaft, um mit den Armen und Bedeutungslosen unserer Gesellschaft eins zu werden und dadurch ihnen die Nähe und Liebe des Herrn zu vermitteln. Wie wir wissen, erhielt er im Verlauf seines Lebens die Wundmale Jesu am eigenen Leib, die sog. Stigmata. Diese Prägung am Leibe offenbart eine spezifische Sendung. Als Jesus am Abend der Auferstehung den Jüngern erschien, zeigte er ihnen eben diese Wundmale mit den Worten: «Der Friede sei mit euch!». Unser Erlöser liess sich von der Untreue der Jünger nicht entmutigen, sondern erklärte ihnen seine Zuneigung und Liebe, schenkte ihnen den Frieden und sandte sie als Zeugen des Friedens und der Liebe: «Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch». Er übertrug ihnen den Heiligen Geist, und damit die Vergebungsvollmacht. Frieden, Vergebung und Heil gehören zum Diakonischen in der Kirche. Es geht um die neue Schöpfung, von der Paulus an die Galater schrieb, die mit der Gnade des Gekreuzigten und Auferstanden begann. So konnte Paulus schreiben: «Friede und Erbarmen komme über alle, die sich von diesem Grundsatz leiten lassen».
Vor einigen Tagen hörten wir, dass der Nationalrat beabsichtigt, zusätzliche Milliarden in die Armee zu investieren und dafür unter anderem bei der Unterstützung der Entwicklungsprojekte und Entwicklungshilfe zu sparen, die entsprechenden Gelder zu kürzen. Diese Nachricht hat mich – gelinde gesagt – sehr konsterniert und bis heute nicht in Ruhe gelassen. Diese Haltung – meine ich – entspricht nicht dem diakonischen Geist, den wir heute betrachten. Sie entspricht – nach meiner Ansicht – nicht jenem Auftrag des Herrn, der Welt Frieden und Vergebung zu schenken. Ich sage es unverblümt: ich glaube nicht, dass Waffen – das was man gewöhnlich unter Waffen versteht – Sicherheit vermitteln und Kriege verhindern können. Die grösste Sicherheit gewinnen wir, wenn wir einander friedlich und friedvoll begegnen. Wenn wir aufeinander zugehen, einander zuhören und einander verzeihen. Diese Grundlage zu schaffen, sollte unsere erste Priorität sein, darin sollten wir investieren: Weiterentwicklung zu ermöglichen, soziale Gerechtigkeit herzustellen und Bildung zugänglich zu machen. Das sind die Grundpfeiler einer sicheren, friedlichen Welt.
Die Waffen, von denen Jesus im Evangelium spricht, sind von anderer Art. Es geht um die Würde von Unmündigen. Es geht um Entlastung für die Geplagten und schwer Benachteiligten. Es geht um die Ruhe und den Frieden, welche durch Nähe und Zärtlichkeit geschaffen werden können. Es geht um die Nachahmung unseres Erlösers, der gütig und von Herzen demütig ist. Er legt auf keinen Menschen ein drückendes Joch, seine Botschaft der Nächstenliebe ist leicht verständlich und schafft – richtig umgesetzt – zu allen Zeiten und bei allen Menschen Ruhe und Frieden.
Beten wir heute besonders für unsere Verantwortlichen in der Politik, damit auch sie gemäss dem Evangelium leben und handeln. Und natürlich beten wir heute besonders für unsere Diakone, damit sie weiterhin beharrlich als Botschafter des Friedens und der Liebe wirken – ohne sich entmutigen zu lassen. Amen
St. Franziskus, Zürich, 25. September 2024
Joseph Maria Bonnemain
Bischof von Chur