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Bistum Chur

Ansprache an die Jahresversammlung des Verbandes der römisch-katholischen Kirchgemeinden des Kantons Obwalden

Am 15. Juni war Bischof Joseph Maria zur Jahresversammlung des Verbandes der römisch-katholischen Kirchgemeinden des Kantons Obwalden in Sarnen eingeladen. Hier seine Ansprache im Wortlaut.

Geschätzte Mitglieder der Jahresversammlung des Verbandes der römisch-katholischen Kirchgemeinden des Kantons Obwalden 

Mein erstes Anliegen ist, Ihnen ganz herzlich für Ihr Mittragen des kirchlichen Lebens in unserem Bistum zu danken. Wir – ich als Bischof und Sie als Verantwortliche für die staatskirchenrechtlichen Körperschaften in Kanton Obwalden – müssen Schulter an Schulter wirken, zum Wohl der Kirche und der Gesellschaft. Diese Haltung ist Ausdruck der Synodalität, welche Papst Franziskus gezielt in der Katholischen Kirche fördern und entwickeln möchte.

Seit meiner Bischofsweihe habe ich mir vorgenommen, diese synodale Handlungsweise in unserer Diözese zu stärken. Ich bin deswegen sehr froh, dass Papst Franziskus nun für die ganze Kirche diesen Weg bestimmt hat. Das Thema der kommenden Synode im Jahre 2023 ist vielversprechend: «Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission».

Es geht um eine wirkliche Gemeinschaft, in der jede und jeder einzelne – aber auch institutionell – sich einbringt, mit den eigenen Fähigkeiten und Merkmalen. Es geht auch um Formen der echten Partizipation, was unter anderem mitberaten und mitbestimmen bedeutet. Das alles stets im Hinblick auf den universellen Heilswillen Gottes: Uns ist gemeinsam die Mission aufgetragen, eine vertraute Beziehung zwischen Gott und den Menschen anzuregen – mit unseren konkreten Taten und unserem überzeugend gelebten Beispiel.

Wir sind hier im Land von Bruder Klaus und seiner Frau Dorothee. Seine Aufforderung, dass wir trachten sollten, einander gehorsam zu sein, ist schliesslich ein Ansporn zu echter Synodalität. Diese gründet in der Überzeugung, dass wir die Stimme Gottes nur durch Hineinhorchen in unser Innerstes und gegenseitiges Zuhören wahrnehmen können. Am 17. Oktober eröffnen wir die diözesane Phase der Vorbereitung auf die Synode hin, die Papst Franziskus der ganzen Weltkirche verordnet hat. Ich möchte dafür unsere Jugend motivieren, mobilisieren und engagieren. Als Bischof alleine kann ich nichts bewirken, ich bin auf das Engagement und die Unterstützung aller Kirchgemeinden angewiesen.

Seit dem ersten Tag meines Wirkens als Diözesanbischof habe ich erklärt, dass unser Bistum das Überwinden von Spannungen braucht. Gegenseitiges Misstrauen, eine lieblose und verletzende Art über andere zu sprechen und mit anderen umzugehen, müssen ein Ende finden. Ein solcher Heilungs- und Versöhnungsprozess soll das erste Ziel der synodalen Entwicklung sein. Nur so kann der Heilige Geist unter uns sein und bei uns wirken.

Wenn ich jetzt von den Jugendlichen spreche, lege ich Ihnen gleichzeitig auch mein wichtigstes Anliegen ans Herz, nämlich die Sorge um Priesterberufungen und um  genügend Studierende für unsere Theologische Hochschule in Chur. Bitte unternehmen Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um dieses für die Kirche in unserem Bistum vitale Anliegen zu unterstützen. Wir werden uns über die geeignete Art der Seminarausbildung gemeinsam Gedanken machen müssen, wie diese in der Lage sein kann, reife und integre Persönlichkeiten zu formen, welche in der Welt von Heute und Morgen als Seelsorgende bestehen und segensreich wirken können.

Ich erachte es als angebracht, heute gerade hier ein Thema anzusprechen, welches die Medien aufgegriffen haben, nämlich die Frage der Eingliederung des bis jetzt vom Bischof von Chur lediglich administrierten Kanton Obwalden ins Bistum. Es liegt mir fern, mich in die diesbezügliche politische Diskussion einzumischen. Das ist nicht meine Aufgabe. Die Frage der Eingliederung ins Bistum birgt jedoch eine klare ekklesiologische Dimension. Es geht und Vitalität und Zusammenhalt im Dienst der Sendung der Christgläubigen. Nach zweihundert Jahren einer unverbindlichen Beziehung, mit Höhen und Tiefen, mit Krisen und freudigen Ereignissen kennen wir uns wahrhaft gut genug, um eine definitive Bindung ins Auge zu fassen. Eine nochmalige vertiefte Konsultation aller Beteiligten kann auch Ausdruck gelebter Synodalität werden. Zusammen können wir ein Stück Geschichte schreiben, wenn wir diesen diözesanen Zusammenschluss während der Zeit meines Wirkens zustande brächten. Es wäre ein grosses Geschenk und eine grosse Gnade für das ganze Bistum Chur, den Verehrungsort von Bruder Klaus integriert zu wissen.  Ist Obwalden dazu berufen, die Initialzündung zu wagen? Das würde mich ausserordentlich freuen.

Nochmals danke ich herzlich für Ihre Bereitschaft, das kirchliche Leben mitzutragen und mitzugestalten und ich wünsche Ihnen Gottes reichen Segen für Ihre Arbeit. Danke!