Letzter Baustein im Konzept: Sprechstunde für kirchliche Mitarbeiter

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Sich um das seelische Befinden anderer sorgen kann sich nur, wer selber gefestigt und stark im Leben steht. Für Theologen, Seelsorgerinnen und alle anderen Mitarbeiter im kirchlichen Umfeld der katholischen Kirche Zürich gibt es seit Anfang September ein neues, einzigartiges Angebot: Eine Sprechstunde für psychische und sexuelle Gesundheit. Ein Angebot der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, finanziert durch die katholische Kirche im Kanton Zürich (Mehr Informationen auf zhkath.ch).

Das Pilotprojekt ist einmalig und hat Pioniercharakter, führt Prof. Dr. med. Elmar Habermeyer, Direktor der Forensischen Psychiatrie und Psychotherapie der Psychiatrische Universitätsklinik Zürich aus. Das Angebot ist für alle Mitarbeitenden anonym, kostenlos und unabhängig von der katholischen Kirche. Keiner, der sich beraten lässt, muss mit Konsequenzen seitens seines Arbeitsgebers rechnen, garantieren die an der Medienkonferenz anwesenden Psychologen.

 

Zürich, 22. September 2025

Nicole Büchel
Kommunikationsverantwortliche Bistum Chur

Fotos: Nicole Büchel

 

Dank und Würdigung durch Bischof Joseph Maria Bonnemain

Geschätzte Teilnehmende der Medienkonferenz

Ich grüsse Sie herzlich und danke Ihnen für Ihre Präsenz und Ihr Interesse.

Gerne nehme ich an dieser Medienkonferenz teil. Ich unterstreiche damit, dass ich die Einrichtung einer Sprechstunde für psychische und sexuelle Gesundheit überzeugt unterstütze. Sie ist ein wichtiger Bestandteil im gesamten Konzept der Prävention im kirchlichen Kontext.

Zugleich bin ich hier, um, stellvertretend für die gesamte Bistumsleitung der Diözese Chur, Dankbarkeit und Wertschätzung auszusprechen. Mein Dank geht an die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, konkret an Herrn Prof. Dr. med. Elmar Habermeyer, Direktor der Forensischen Psychiatrie und Psychotherapie sowie an Frau Fanny de Tribolet, Psychotherapeutin und Rechtspsychologin, Leiterin der Präventionsstelle «Pädosexualität». Beide haben sich in den letzten Monaten dezidiert dafür eingesetzt, zusammen mit der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, die neue Sprechstunde ins Leben zu rufen.

Mein Dank gilt daher zugleich den Verantwortlichen derselben. Der Synodalrat und das zuständige Leitungsressort haben von Anfang an das Projekt unterstützt und nicht zuletzt personell und finanziell erst ermöglicht.  Einmal mehr leistet die katholische Körperschaft Zürich Pionierarbeit in einem wichtigen Lebensbereich kirchlichen Wirkens. Ich hoffe daher sehr, dass auch die anderen Landeskirchen des Bistums für das Mittragen der neuen Sprechstunde gewonnen werden können, wie es bereits bei den diözesanen Präventionsverantwortlichen der Fall war. Mein Wunsch ist, dass die neue Sprechstunde im Dienst aller, die in der Diözese tätig sind, wirken kann.

Es ist mir ein grosses Anliegen, zu erklären, warum ich dieses Projekt, das nun bald Realität werden wird, sehr begrüsse und schätze. Es handelt sich hier um einen weiteren Baustein in der gesamten Prävention von Übergriffen und Missbrauch im katholisch-kirchlichen Kontext. Darüber hinaus ist die Sprechstunde eine entscheidende Anlaufstelle für Seelsorgende und alle anderen Mitarbeitenden, die aus vielfältigen Gründen in eine brüchige, instabile seelische Lage mit Tendenz zu Konsum von Psychopharmaka, Alkohol oder anderen Rausch- bzw. Suchtmitteln geraten.  Explizit diese Personen scheuen sich, aufgrund ihres Dienstes und ihrer Verantwortung, ihr Problem an- und auszusprechen. Sie brauchen dafür unbedingt einen geschützten Rahmen, der sich ausserhalb kirchlicher Räume befindet und gänzlich unabhängig von kirchlichen Verantwortlichen geführt wird.

 

Erlauben Sie mir, dass ich als Bischof zwei theologischen Quellen zitiere. Apostel Paulus schreibt in einem seiner Briefe: «Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark» (2. Kor 12,10). Erst die Anerkennung der eigenen Schwäche erlaubt das Bewusstsein, Hilfe zu benötigen und Unterstützung zu suchen. Erhaltener Beistand kann Resilienzfaktoren mobilisieren und die Überbindung der vorhandenen Ohnmacht ermöglichen. Man wird stark und stärker. Dies umso mehr, wenn man weiss, dass man sich den eigenen Schwächen stellen und sich öffnen darf, ohne Kritik, Tadel oder berufliche Konsequenzen zu riskieren. Die Kultur der Besprechbarkeit wird damit lebendig und bleibt kein Papiertiger.

Der Heilige Ambrosius, Bischof von Mailand und Kirchenlehrer des vierten Jahrhunderts machte eine Aussage, die ich sehr gerne habe: «Nicht urteilen, sondern heilen». Wir alle tendieren dazu, über die Situation und das Handeln anderer Menschen zu urteilen: Festzulegen, was nicht geht, Menschen zu korrigieren. Das ist einfach; keine grosse Kunst. Heilen, befreien, die richtige Therapie oder das richtige Vorgehen zu finden und dadurch einen Menschen wieder aufzurichten, ist die Kunst erprobter und bewährter Professionalität.

Daher danke ich den Profis der PUK nochmals ganz herzlich. Ich hoffe, dass sie mit ihrem Wirken in der Sprechstunde ermöglichen können, dass Seelsorgende, die ohne rechtzeitige, präventive Unterstützung in eine Sackgasse gelangen könnten, früh genug begleitet werden und dadurch weiterhin einen wertvollen Beitrag für Kirche und Gesellschaft werden leisten können.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Fachreferenten an der Medienkonferenz

  • Andreas Kopp, Synodalrat der katholischen Kirche Zürich
  • Prof. Dr. med. Elmar Habermeyer, Direktor der Forensischen Psychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
  • Fanny de Tribolet, Psychotherapeutin und Rechtspsychologin, Leiterin der Präventionsstelle «Pädosexualität», Psychiatrische Universitätsklinik Zürich

 

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