ORF berichtet über erste Assessments

Marion Flatz-Mäser, ORF-Korrespondentin Schweiz und Liechtenstein, war in Chur bei Bischof Joseph Maria Bonnemain und in Zürich bei Jérôme Endrass, forensischer Psychologe und Leiter Forschung & Entwicklung bei Justizvollzug und Wiedereingliederung des Kanton Zürichs, um die neuen Assessments für künftige und bestehende Priester, Diakone und Seelsorgende der katholischen Kirche Schweiz unter die Lupe zu nehmen.
Hintergrund der Thematik
«Die Konfrontation mit einem ungeschönten und unabhängigen Bild der Vergangenheit ist dringend notwendig. Nur so werden wir auf individueller und struktureller Ebene lernen, sexuellen Missbrauch in der Seelsorge künftig zu verhindern und uns der Fehlbarkeit der Kirche beziehungsweise ihrer Amtsträger zu stellen.»
Bischof Joseph Bonnemain, Ressortverantwortlicher der Schweizer Bischofskonferenz betreffend «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld»
Viele Menschen haben im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen im Umfeld der römisch-katholischen Kirche grosses Leid erlitten. SBK, RKZ und KOVOS haben auf nationaler Ebene verschiedene Massnahmen auf nationaler Ebene angestossen, um den Missbrauch in den eigenen Reihen und dessen Ursachen noch entschiedener zu bekämpfen und weitere Opfer zu verhindern. Eine davon sind obligatorische Assessments für die Zulassung zum kirchlichen Dienst.
Grundlage für das Assessment bilden Basiskompetenzen in der Gestaltung sozialer Interaktionen und dem Selbstmanagement, die für den Erwerb seelsorgerischer Fertigkeiten und eine erfolgreiche Berufsausübung erforderlich sind. Ziel des Assessments ist die Überprüfung dieser Kompetenzen und die Identifikation möglicher Risiken für Dritte. Es setzt sich zusammen aus einer testpsychologischen Abklärung, einem kompetenzorientierten Gespräch und einer weiteren, vertieften psychologischen Abklärung.
Priesteramtskandidaten sowie angehende Seelsorger und Seelsorgerinnen werden dieses mehrstufige Assessment künftig standardmässig durchlaufen, wenn möglich zu Beginn der Ausbildung, spätestens jedoch vor Eintritt in den kirchlichen Dienst.
Chur, 10. September 2025
Nicole Büchel
Kommunikationsverantwortliche Bistum Chur
Fotos: Clip/ORF