Priesterwallfahrt zu Bruder Klaus

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Liebe Mitbrüder
Liebe Schwestern und Brüder

Das Verhalten des Herrn bei der Heilung dieser Frau: «Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst. Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick, richtete sie sich auf und pries Gott!» Ja, was dort damals geschah, würde ich als die erste Epiklese, die Jesus vollzog, bezeichnen.

Unser Erlöser und Heiland legt seine Hände auf alles, was in der Geschichte, in der Welt und im Menschen darniederliegt, gekrümmt, geknechtet, erniedrigt, unerlöst vorliegt, um es zu verwandeln, um es aufzurichten. Diese verwandelnde Hingabe Gottes für die die Welt in Christus, kristallisierte und verdichtete sich in höchstem Masse am Kreuz.

Der Apostel Paulus – wie wir hörten – schrieb an die Gemeinde in Rom unter anderem: «Denn, wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die sündigen Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben.» Durch den Geist tötete der Herr in seinem Tod alles, was sündhaft war. Und so kann durch seine Auferstehung die Auferstehung des in ihm geheilten Menschen geschehen.

Wie ihr wahrscheinlich merkt, ist es mir heute ein Herzensanliegen, über die Tragweite der Eucharistiefeier für unser priesterliches Wirken zu sprechen. Es geht um die erlösende Transformation von all dem, was uns beschäftigt, was für die Menschen eine Bedeutung hat; es geht um die Transformation von allen Sorgen, Niederlagen, Horror und Entmutigungen, die in der Welt grassieren. Es gibt so vieles, das schief liegt, dass wir oft resignieren oder entmutigt werden könnten. Wir können aber durch die Feier der Eucharistie all das verklären, verwandeln – wenn ich das Wort benützen darf – wir können all dies transsubstantiieren. Es sind diese Geburtswehen des ganzen Universums, welche der Heilige Geist sich zu Eigen macht, damit nach und nach die Herrlichkeit der neuen Welt entstehen kann.

In der Enzyklika über die Eucharistie schrieb Johannes Paul II. unter anderem: «Wenn ich an die Eucharistie denke und dabei auf mein Leben als Priester, Bischof und Nachfolger Petri blicke, erinnere ich mich spontan an die vielen Gelegenheiten und die vielen Orte, an denen ich sie feiern konnte. Ich erinnere mich an die Pfarrkirche von Niegowić, wo ich meine erste pastorale Aufgabe erfüllte, an die Kollegiatskirche des heiligen Florian in Krakau, an die Kathedrale auf dem Wawel, an die Peterskirche und an die vielen Basiliken und Kirchen in Rom und in der ganzen Welt. Ich konnte die heilige Messe in Kapellen feiern, die sich an Gebirgspfaden, an Seeufern, an Meeresküsten befinden; ich feierte sie auf Altären, die in Stadien oder auf den Plätzen der Städte errichtet waren... Dieser so vielfältige Rahmen meiner Eucharistiefeiern lässt mich deutlich erfahren, wie universal und gleichsam kosmisch die heilige Messe ist. Ja, kosmisch! Denn auch dann, wenn man die Eucharistie auf dem kleinen Altar einer Dorfkirche feiert, feiert man sie immer in einem gewissen Sinn auf dem Altar der Welt. Sie verbindet Himmel und Erde. Sie umfasst und erfüllt alles Geschaffene. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, um alles Geschaffene in einem höchsten Akt des Lobes dem zurückzuerstatten, der es aus dem Nichts geschaffen hat. Indem der ewige Hohepriester durch das Blut seines Kreuzes in das ewige Heiligtum eintritt, erstattet er dem Schöpfer und Vater die ganze erlöste Schöpfung zurück. Das tut er durch das priesterliche Dienstamt der Kirche zur Ehre der heiligsten Dreifaltigkeit. Dies ist das mysterium fidei, das in der Eucharistie gegenwärtig wird: die Welt, die aus den Händen des Schöpfergottes hervorgegangen ist, kehrt als von Christus erlöste Welt zu Gott zurück» (EE Nr. 8). Ich glaube nicht, dass ich mich irre, wenn ich behaupte, dass sich der Papst von Pierre Teilhard de Chardin inspirieren liess. Im Jahre 1923 befand sich dieser mitten in der Einsamkeit der rieseigen Ordos-Wüste in China. Da er keinen Altar zur Verfügung hatte, feierte er symbolisch eine Messe über die gesamte Erde. Daraus ist ein zutiefst spiritueller und poetischer Text entstanden, in dem er die ganze Schöpfung in die Eucharistie einbezieht. Er schrieb: «Da ich, mein Gott, keinen Wein, kein Brot, keinen Altar habe, will ich mich selbst erheben über die Gipfel der Erde und Dir, o Herr, die Arbeit und das Leid der Welt darbringen als das Opfer der Morgenmesse.“

Liebe Mitbrüder, gibt uns das nicht zum Nachdenken? Die Eucharistiefeier ist nie eine private Angelegenheit. Es lohnt sich, erneut die Hl. Messe als Mittelpunkt und Wurzel unseres priesterlichen Daseins zu entdecken. Es gibt so vieles, was um uns herum gekrümmt liegt, vieles, was die Menschen uns anvertrauen, auch die eigene Armseligkeit, das auf das Wirken des Heiligen Geistes durch die immerwährende gegenwärtige Epiklese des Kreuzes wartet! Es ist sicher angebracht und wichtig, dass wir die Eucharistiefeier sorgfältig gestalten, die verschiedenen Elemente des Tisches des Wortes und des Brotes sinnvoll decken, dennoch die Haltung des Herzens, die Sehnsucht, gebrochenes Brot, vom Geist durchtränktes Brot für die Welt zu sein, ist ausschlaggebend. Jede Eucharistiefeier ist immer mit dem Volk und für das Volk; selbst wenn kaum jemand physisch anwesend ist, ist immer das ganze Universum da; der Himmel begleitet uns immer. Es gibt keinen ungünstigen Tag und keinen ungünstigen Ort, um die Eucharistie zu feiern.

Gerade hier in Sachseln kommen wir nicht darum herum, das priesterlich-eucharistische Leben von Bruder Klaus zu berücksichtigen. In der Nähe des Tabernakels, durch die häufige geistige Kommunion war er bereit, Werkzeug zu sein, um Zwietracht, Krieg, Hass und Rivalität in Eintracht, Geschwisterlichkeit, Dialog und Zusammenhalt zu verwandeln.

Ist es nicht so, dass wir dazu berufen sind, obwohl wir wie jeder Mensch Welt in der Welt sind, die Substanz des Universums zu verwandeln? So wie Maria nahe der Hingabe ihres Sohnes für die Welt war, dürfen wir annehmen, dass sie uns in unserem priesterlichen Wirken nahe bleibt. Amen

 

Sachseln, 27. Oktober 2025

Joseph Maria Bonnemain
Bischof von Chur

 

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