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Bistum Chur

Coronavirus-Pandemie – Neue Massnahmen im Bistum Chur; E-Mail von Bischof Peter Bürcher an alle Priester, Diakone und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge im Bistum Chur

Liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge

Betreffend die Corona-Virus-Pandemie (COVID-19) wende ich mich, wie bereits angekündigt und nach Besprechung im Bischofsrat, in organisatorischer und geistlicher Hinsicht an Sie und durch Sie an alle Gläubigen in unserem Bistum Chur.

  1. Organisatorische Massnahmen

Die bisher staatlich (Bund und jeweiliger Standortkanton) und kirchlich erteilten Weisungen bleiben in Kraft, soweit sie nicht durch das Folgende modifiziert werden. Die unten angeführten Massnahmen gelten bis auf weiteres bzw. bis auf Widerruf und können, falls Bund und Kantone weitere Massnahmen anordnen, jederzeit ergänzt werden.

Von der Sonntagspflicht wird generell dispensiert, da aufgrund der vom Bund bzw. von einzelnen Kantonen Obergrenzen für Gottesdienstteilnehmer festgelegt wurden, die es nicht erlauben, noch allgemein zum Gottesdienst einzuladen (100 bzw. in Graubünden 50 Personen). Diese Dispens bleibt in Kraft, bis die staatlichen Stellen die Teilnahmebeschränkungen wieder aufgehoben haben. Die Gottesdienste finden dennoch wie gewohnt statt und werden einfach gestaltet. Es ist darauf zu achten, dass die Gläubigen sich gut in der Kirche verteilen. Die zugelassene Höchstzahl darf nicht überschritten werden. Es ist zu klären, wie der Einlass in die Kirche organisiert wird. Gegebenenfalls lädt man nur einzelne Personen oder Gruppen ein, die stellvertretend im Namen aller feiern. Die Werktagsmessen werden weiterhin öffentlich zelebriert, wenn dabei die vom Bund bzw. vom jeweiligen Kanton genannten Teilnehmerzahlen nicht überschritten werden.

Den Gläubigen, die nicht der Eucharistiefeier teilnehmen können, soll das Lesen und Meditieren der Hl. Schrift sowie die geistliche Kommunion empfohlen werden: Sie ist der Empfang des Leibes Christi durch den Glauben, durch das Verlangen, durch den Willen, vor allem in dem Verlangen, den Leib des Herrn zunächst geistig und bei nächster Gelegenheit auch sakramental empfangen zu können (siehe auch Enzyklika Ecclesia De Eucharistia, Nr. 56, des Hl. Papst Johannes Paul II.). Das Modell für ein entsprechendes Gebet finden Sie unten. Ebenfalls soll darauf verwiesen werden, dass im Falle der Unmöglichkeit, eine Eucharistiefeier zu besuchen, die Mitfeier über die Medien, am Fernsehen oder über ein christliches Radio bzw. Internetportal eine Alternative darstellt. Die Messtexte können über https://www.erzabtei-beuron.de/schott/ abgerufen werden.

Die Chrisammesse 2020 wird nur vom Apostolischen Administrator zusammen mit den Mitgliedern des Bischofsrats, des Ordinariats und des Residierenden Domkapitels gefeiert. Für alle anderen bereits eingeladenen oder angemeldeten Priester bzw. Personen gilt sie hiermit als abgesagt. Die Heiligen Öle werden vom Delegierten des Apostolischen Administrators in die betreffende Region mitgenommen und können von den Dekanen dort bezogen werden.

Taufen finden nur im engsten Familienkreis statt, unter Beachtung der vom Staat gemachten Vorgaben.

Erstkommunionfeiern finden dieses Jahr im Bistum Chur nicht statt. Es wird empfohlen, dass die Kinder mit ihren Eltern an einem frei gewählten Sonntag ihren Tag der ersten heiligen Kommunion erleben und feiern. Es steht den Pfarreien frei, eine gemeinsame Feier aller Erstkommunikanten später anzusetzen, wenn es die Umstände wieder erlauben.

Die Firmungen und Treffen mit Firmspendern werden einstweilen bis am 30. April 2020 abgesagt. Firm- und Pfarreireisen sind zu unterlassen.

Die Beichte darf nur hinter einem Gitter, das mit einer Folie abgedichtet ist, gehört werden.

Geplante Eheschliessungen sollen nur im engsten Familienkreis in der Kirche stattfinden, falls sich bis dann die Lage nicht normalisiert hat. Zu beachten sind auch hier die Vorgaben der Behörden.

Die Spendung der Krankensalbung erfolgt nur einzeln und unter Einhaltung der erforderlichen Hygienevorschriften.

Bei Beerdigungen ist darauf zu achten, dass die Gläubigen sich gut in der Kirche verteilen. Dies kann etwa dadurch geschehen, dass jeweils eine Bankreihe leer gelassen wird. Sind aus besonderen Gründen viele Gläubige bei einer Beerdigung zu erwarten (also über 100 Personen bzw. – je nach Kanton – 50 Personen), ist Rücksprache mit den zuständigen staatlichen Behörden zu nehmen.

Der Religionsunterricht findet nach den Massgaben statt, die für den sonstigen schulischen Unterricht gelten. Dies gilt auch für die ausserschulische Katechese und Jugendarbeit.

Die Kirchen und Kapellen im Bistum sollen für das persönliche Gebet geöffnet bleiben, allenfalls sogar über den bisherigen Rahmen hinaus.

Die Sorge um das geistliche Wohl der Gläubigen lässt es nicht zu, sie in dieser Situation im Stich zu lassen. Unter Einhaltung der erforderlichen Massnahmen sollen Betroffene und ihre Familien seelsorglich betreut werden. Die Kirche muss gerade diesen Menschen die besondere Nähe des Herrn zeigen.

 

  1. Gläubige Sicht auf die Ereignisse und pastorale Empfehlungen

Wenn Sie auf das Thema des Corona-Virus in Verkündigung und Katechese zu sprechen kommen, gilt es zu bedenken, was im “Katechismus der katholischen Kirche” über die physischen Übel festgehalten ist: “In seiner unendlichen Weisheit und Güte jedoch wollte Gott aus freiem Entschluss eine Welt erschaffen, die ‘auf dem Weg’ zu ihrer letzten Vollkommenheit ist. Dieses Werden bringt nach Gottes Plan mit dem Erscheinen gewisser Daseinsformen das Verschwinden anderer, mit dem Vollkommenen auch weniger Vollkommenes mit sich, mit dem Aufbau auch den Abbau in der Natur. Solange die Schöpfung noch nicht zur Vollendung gelangt ist, gibt es mit dem physisch Guten folglich auch das physische Übel” (Nr. 310).

Papst Franziskus hat diesen Gedanken in seiner Enzyklika “Laudato si’” weiterentwickelt: “In gewisser Weise wollte Gott sich selbst beschränken, als er eine Welt schuf, die der Entwicklung bedarf, wo viele Dinge, die wir als Übel, Gefahren oder Quellen des Leidens ansehen, in Wirklichkeit Teil der ‘Geburtswehen ’ sind, die uns anregen, mit dem Schöpfer zusammenzuarbeiten (…).  Das Ziel des Laufs des Universums liegt in der Fülle Gottes, die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist. (…). Der letzte Zweck der anderen Geschöpfe sind nicht wir. Doch alle gehen mit uns und durch uns voran auf das gemeinsame Ziel zu, das Gott ist, in einer transzendenten Fülle, wo der auferstandene Christus alles umgreift und erleuchtet” (Nr. 80 und 83).

Eine Welt, die sich oft selbst zu genügen scheint und die nicht selten ihr letztes Ziel in sich selbst sieht, wird durch die gegenwärtigen Ereignisse an ihre Zerbrechlichkeit und Machtlosigkeit erinnert. Auch für uns ist die gegenwärtige Stunde eine Gelegenheit, über unsere Verletzlichkeit und Sterblichkeit nachzudenken, gerade in der Vorbereitungszeit auf die Feier des Leidens, Sterbens und Auferstehens unseres Herrn Jesus Christus. Es gilt für uns alle, die wir in der Seelsorge tätig sind. Getragen von der Hoffnung, welche uns unser Glaube schenkt, sind wir eingeladen, auch mit den Gläubigen über die aktuellen Zeichen der Zeit im Licht des Glaubens und im betrachtenden Gebet nachzudenken. Und wir sollen ihnen von neuem die Hoffnung und Zuversicht vermitteln, die uns das Christsein schenkt. Denn Gott ist ein Gott mit uns.

In diesem Sinn wollen wir uns im Bistum Chur vertrauensvoll mit einer Gebets-Novene an Gott wenden. Ab dem 16. März beten wir täglich das Tagesgebet der Heiligen Messe für besondere Anliegen (Nr. 38: “In jeder Not”) und schliessen das Gebet des Hl. Bernhard von Clairvaux “Memorare” (Gedenke, gütigste Jungfrau Maria) an. Bitten wir Gott, dass die gegenwärtige Prüfung bald enden möge und dass wir noch mehr lernen, uns stets der fürsorgenden Liebe Gottes anzuvertrauen. Die erwähnten Gebete sind unten aufgeführt. Sie werden auch auf der Homepage unseres Bistums (bistum-chur.ch) publiziert. Sie werden zudem – wie bereits bisher – täglich auf WhatsApp allen zugestellt, die sie abonniert haben.

Ganz besonders empfehle ich allen Gläubigen das Beten des Rosenkranzes. Möge unsere himmlische Mutter Maria unsere Kranken, die Ärzte, die Krankenpfleger, diejenigen, welche für das öffentliche Wohl Verantwortung tragen, sowie uns alle mütterlich beschützen!

Trotz der derzeit notwendigen Massnahmen bleibe ich mit Ihnen allen hoffnungsvoll verbunden durch das tägliche Gebet und die Feier der Eucharistie, in Christus unserem Frieden.

 

Chur, 13. März 2020

 

Bischof Peter Bürcher
Apostolischer Administrator
des Bistums Chur

 

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Gebete für die Novene im Bistum Chur vom 16. bis 24. März 2020

 

Gott, unser Vater,
sieh an unsere Not
und wende uns dein Erbarmen zu.
Stärke den Glauben deiner Kinder
und erleichtere ihre Bürde,
damit sie sich mit Zuversicht
deiner Vorsehung anvertrauen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

(Tagesgebet der Heiligen Messe für besondere Anliegen, Nr. 38: In jeder Not)

 

Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria,
es ist noch nie gehört worden,
dass jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm,
deinen Beistand anrief und um deine Fürbitte flehte,
von dir verlassen worden ist.
Von diesem Vertrauen beseelt,
nehme ich meine Zuflucht zu dir, o Jungfrau der Jungfrauen,
meine Mutter, zu dir komme ich,
vor dir stehe ich als ein sündiger Mensch.
O Mutter des ewigen Wortes, verschmähe nicht meine Worte,
sondern höre sie gnädig an und erhöre mich! Amen.

(Gebet des Hl. Bernhard von Clairvaux Memorare”)

 

Gebet für die geistliche Kommunion:

Mein Jesus, mein Heiland, mein Erlöser. Ich glaube fest, dass Du im Allerheiligsten Altarsakrament gegenwärtig bist. Ich bete Dich in tiefer Ehrfurcht an. Ich liebe Dich über alles und meine Seele sehnt sich danach, Dich in mein Herz aufzunehmen.

Da ich Dich jetzt nicht in der Heiligen Kommunion empfangen kann, bitte ich Dich, komm geistig in mein Herz. Komme zu mir mit Deiner heiligmachenden Gnade. Ich will Dich umarmen und will mich ganz mit Dir vereinen.

O Jesus, lass nicht zu, dass ich mich jemals von Dir entferne. Amen.