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Bistum Chur

Grusswort von Bischof Vitus Huonder anlässlich des Dies academicus der THC vom 22. Oktober 2018

Gerne beginne ich meine Worte mit einer Dankesrunde: Danken möchte ich Herrn Prof. Dr. Hubert Wolf für seine Anregungen und Überlegungen zur semper reformanda. Damit haben Sie uns einen Auftrag für die nächsten fünfzig Jahre hinterlassen. Vielleicht auch eine Knacknuss.

Danken möchte ich Herrn Rektor Prof. Dr. Christian Cebulj, insbesondere für die Vorbereitung und Durchführung dieser Jubiläumsfeier; danken dem ganzen Professorenkollegium für das Mittragen dieser Feier, aber auch für alle Dozentenarbeit, welche eine solche Feier erst ermöglicht, danken für die Erfüllung ihres professoralen Auftrages im allgemeinen, in diesem neuen Studienjahr 18 / 19 insbesondre.

Danken möchte ich meinem Mitbruder im Bischofsamt, Weihbischof Peter für die Festpredigt und die Zelebration des Festgottesdienstes.

Danken möchte Herrn Regens Martin Rohrer für sein Wirken an dieser Stätte. Repräsentiert der Regens vor Ort doch das Rückgrat der THC, nämlich die Stiftung Priesterseminar, ohne deren Substanz eine THC undenkbar wäre.

Zu Dank verpflichtet bin ich allen, welche sich an der Förderung und Erhaltung der Fakultät beteiligen und in dieser Art zum Jubiläum beigetragen haben, darunter vor allem den kantonalen Behörden von Graubünden und den Diözesanständen bzw. Korporationen.

Hervorheben möch­te ich die Unterstützung durch unseren diözesanen Administrationsrat und dessen Kompetenz. Denn ohne die sorgfältige Bewirtschaftung der Stiftung Priesterseminar und der ständigen und großzügigen Intervention der Stiftung Mensa episcopalis wäre der THC die materielle Grundlage bald einmal entzogen gewesen. Den ausdrücklichen verdienten Dank an die Mensa episcopalis habe ich in der Festschrift vermisst, so dass ich ihn hier einbauen möchte. Ist die Mensa episcopalis in den letzten 50 Jahren doch der bedeutendste Geldgeber für den Betrieb und den Unterhalt der THC gewesen.

Nach dieser Dankadresse ein Blick zurück und ein Blick vorwärts: Zeitpunkt und Gestaltung dieser Jubiläumsfeier stehen insofern unter einem günstigen Stern, als ich ein Zusammentreffen von Ereignissen und Gegebenheiten feststellen darf, die sich nach fünfzig Jahren rund um die gewählte Thematik der semper reformanda herum ranken, sich gleich­sam in einer Verkettung aneinanderreihen und auf diese Weise zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen. Dazu die folgenden Anmerkungen und Reminiszenzen:

Es gäbe sicher keine Theologische Hochschule, wenn nicht die Leitung des Priesterseminars und die Professorenschaft zusammen mit dem Bischof von Chur, meinem verehrungswürdigen Vorgänger im Bischofsamt, Johannes Vonderach, vor fünfzig Jahren diese Institution gewollt und gefördert hätten. Ihnen gilt heute unsere große Anerkennung.

Vergessen dürfen wir dabei nicht, dass die THC aus dem Pries­terseminar hervorgegangen ist. Deshalb beginnt die THC in nuce mit der Initiative jenes Bischofs, welcher das Priesterseminar ins Leben gerufen hat und auf dessen Amtszeit wir alle mit großem Respekt zurückblicken: Bischof Karl-Rudolf von Buol-Schauenstein (1794-1833). Trotz schweren und schwersten Belastungen, verursacht von den Wirren infolge der französische Revolution, die auch in diesem Kanton – damals in den Drei Bünden – tiefe Spuren hinterließen, hat er die Institution Priesterseminar in seinem Bistum – zunächst in Meran, und alsdann – nach der Ausweisung durch die damalige bayrische Regierung aus dem südtirolischen Gebiet – hier in Sankt Luzi, Chur, verwirklicht. Daher möch­te ich betonen: Die THC steht dem Priesterseminar gegenüber immer in Schuld. Es wird daher auch in Zukunft ihre größte Aufgabe sein, in erster Linie dem Priesterseminar zu dienen. Den sie steht auf dem Fundament der Stiftung Pries­terseminar.

Ein glückliches Zusammentreffen von Ereignissen und Daten in diesem Jubiläumsjahr ist natürlich auch die jüngst erfolgte Heiligsprechung von Papst Paul VI. (1963-1978), des zur Zeit der Errichtung der THC regierenden Nachfolgers Petri. Dabei hat er in eben jenem Grün­dungsjahr – und auch darauf blicken wir mit großem Respekt zurück – die Enzyklika Humanae vitae veröffentlicht, so dass Hochschulgründung und Veröffentlichung der Enzyklika sozusagen zusammenfallen, beides Ereignisse, welche, je in ihrer Art, ein Ja zum Leben sind.

Dieses Ja zum Leben ist auch ein Ja zur Kirche, zur semper reformanda. Dieses Ja kommt uns eben in diesem Jahr, im Jahr des Viganò-Syndroms besonders zugute. Das Viganò-Syndrom bestärkt uns im Prozess der semper reformanda, da es zeigt, welchen Schaden die Kirche nehmen kann, wenn sie sich nicht als semper reformanda versteht, und sich in ihrer Mitte Elemente einer decadenda verfestigen. Das kann allerdings nur dann geschehen, wenn sie sich, bzw. ihre Glieder, vor allem die Bischöfe und Kardinäle, frivol von ihrem Urgrund entfernen, vom offenbarten Wort Gottes und es für das eigene Leben und die gesellschaftliche Lebensgestaltung nicht ernst nehmen.

Doch sind es der Ereignisse noch nicht genug: In diesem Jubiläumsjahr durften wir das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus Gaudete et Exultate entgegennehmen, ein Schrei­ben, welches auch auf die semper reformanda hinzielt, und in diesem Sinn die Jubiläumsfeier glücklich abrundet. Für unseren weiteren Weg hebe ich gerne das letzte – fünfte – Kapitel dieses Dokuments hervor: Kampf, Wachsamkeit und Unterscheidung. Darin sind wichtige Programmpunkte für die Theologie und die theologische Lehre enthalten. Gerne empfehle ich es allen, die es noch nicht gelesen haben.

So sind wir denn für die semper reformanda gut motiviert­, und es will mir schei­nen, dass der Festvortrag von Herrn Prof Dr. Wolf das Ganze zusammen bündelt und uns – wie ich es bereits erwähnte – zu einem Auftrag für die nächsten fünfzig Jahre ausrüstete. Gebe der Herr seinen Segen dazu.