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Bistum Chur

Schreiben von Bischof Peter Bürcher, Apostolischen Administrator, betreffend Corona-Pandemie

Liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge,
liebe Ordensleute,
liebe Gläubige im Bistum Chur
 
Der Friede sei mit euch allen!
 
Nachdem wir wissen, was der Bundesrat an der gestrigen Medienkonferenz betreffend die Massnahmen zur Corona-Pandemie bekanntgegeben hat, wende ich mich an Sie alle. Und ich nehme gleich vorweg, was sich nunmehr geändert hat bzw. ändern wird: Beerdigungen können ab dem 27. April im «Familienkreis» stattfinden. Es wurde bisher nie näher definiert, ob nur eine Feier im Freien, am Grab, erlaubt ist oder auch eine Eucharistiefeier in einer Kirche oder Kapelle. Dies ist auch zukünftig in Absprache mit den lokalen Behörden abzuklären. Wie auch immer: Die Zahl der anwesenden Personen ist bei Beerdigungen nicht mehr strikt limitiert. Zudem werden wohl am 11. Mai die obligatorischen Schulen geöffnet, was bedeutet, dass dort dann auch der Religionsunterricht wieder stattfinden kann. Was den Schutz der Kinder betrifft, halten Sie sich bitte an die Anweisungen der betreffenden Schule. Bitte bereiten Sie sich darauf vor! Was den außerschulischen Religionsunterricht betrifft, wird man das Vorgehen mit den lokalen bzw. kantonalen Behörden absprechen müssen. Alle übrigen, in früheren Schreiben mitgeteilten Massnahmen bleiben vorläufig in Kraft.
 
Schon seit mehreren Wochen ist es deshalb bekanntlich leider nicht mehr möglich, dass wir zusammenkommen, um die Hl. Messe zu feiern. Auch das übrige gottesdienstliche Wirken der Kirche ist zum Erliegen gekommen, was in den Tagen der Karwoche und am Osterfest besonders schmerzlich war. Die Seelsorge und die caritative Tätigkeit der Kirche sind bekanntlich derzeit ebenfalls sehr erschwert. Umso mehr danke ich allen ganz herzlich, die mit verschiedenen Initiativen im Rahmen des Möglichen dazu beitragen, dass die Kirche ihren Dienst weiterführen kann. Ich bin erstaunt und erfreut, wie viel Solidarität in diesen Tagen sichtbar geworden ist. Besonders danke ich allen, die unseren Gläubigen, die am Corona-Virus erkrankt sind, medizinisch und geistlich beigestanden sind. Den Priestern danke ich besonders für das Spenden der Sterbesakramente. Nicht zuletzt danke ich Ihnen allen, liebe Gläubige, für Ihr Gebet ‒ besonders auch in den Familien ‒ und für das christliche Zeugnis im Alltag, das ja auch ein wichtiger Teil der Sendung der Kirche ist.  
 
Viele Priester und Gläubige sind in den letzten Wochen an mich herangetreten und haben ihr Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, dass sie nicht an Gottesdiensten teilnehmen können. Ich teile ihre Sorge und hoffe, dass wir bald wieder gemeinsam Gottesdienst feiern können.
 
Seit dem ersten Tag des “Lockdown” beschäftigt mich der Gedanke, was wir im Bistum tun können, damit alle Gläubigen so bald wie möglich wieder die Sakramente empfangen und gemeinsam zu Gott beten können.
 
Ich verspreche, alles zu tun, damit wir so bald wie möglich wieder in unseren Kirchen zusammenkommen können. Ich stehe bereits im Kontakt mit dem Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, damit wir dieses Anliegen gemeinsam mit allen Schweizer Bischöfen gegenüber den staatlichen Behörden kommunizieren können. Und ich plädiere für ein gemeinsames ökumenisches Vorgehen, so dass wir auch mit der Evangelischen Kirche Schweiz, freikirchlichen Gemeinschaften, anderen Konfessionen oder gar in interreligiösem Sinn an die Behörden gelangen können, um uns für eine möglichst baldige schrittweise Rückkehr in unsere Gotteshäuser einzusetzen. Denn es hat sich ja gezeigt, dass die Menschen in diesen Tagen Halt sowie Orientierung suchen und dass die Kirche und andere Religionsgemeinschaften durch ihre Seelsorge und Gottesdienste diesbezüglich viel auffangen können. Bisher haben sich meines Wissens alle Pfarreien und Gemeinschaften in unserem Bistum an die vom Staat erlassenen Vorgaben gehalten. Und sicher werden wir das auch tun, wenn das Versammlungsverbot, das die Religionsfreiheit massiv einschränkt, Schritt für Schritt gelockert wird. Nicht nur unsere Wirtschaft braucht nun mehr Spielraum, auch die Sorge um das geistige und geistliche Wohl der Menschen muss uns allen ein Anliegen sein.
 
Mit meinem herzlichen Dank für das gute Beispiel des Christen, das Sie in der Corona-Krise gegeben haben und geben, verbinde ich meine besten Segenswünsche für eine von Glauben erfüllte, frohe Osterzeit, in Christus, unserem Frieden
 
Chur, 17. April 2020
 
+ Peter Bürcher
Apostolischer Administrator
des Bistums Chur