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Bistum Chur

Die Experten in Sachen Ritter und Saal – die Restauratorin der Bischofsportraits

 

 

 

 

 

 

 

Keiner kennt die Portraits der Bischöfe von Chur so gut wie Giulia Presti. Die Gemälderestauratorin hat die 32 Exzellenzen unter die Lupe genommen, sie von Schimmel und Pilz befreit und ihnen ein Facelifting gegönnt. Seither strahlen sie wohl frischer als je zuvor aus ihren Rahmen und hängen wieder an ihren Stammplätzen im Rittersaal.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Gesamtkomplex besteht aus 32 Gemälden auf Leinwand. Dargestellt sind Porträts der Bischöfe aus dem 15. bis 21. Jahrhundert. Daneben restaurierte Giulia Presti zwei grossformatige Gemälde von Philipp IV. und Baltasar Carlos zu Pferde.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei den meisten Werken handelt es sich um Leinwandgemälde, mit Ölfarben in mix-media gemalt. Eines ist eine Papierzeichnung, Mischtechnik aus Kohle und Kreide. „Der Erhaltungszustand der Werke war bei den moderneren Werken gut, während er bei den älteren Werken als mittelmässig bezeichnet werden muss“, sagt Giulia Presti. Bei den Schäden handelte es sich hauptsächlich um Oberflächenverschmutzungen, Staubablagerungen auf der Vorder- und Rückseite der Leinwand, vergilbten und krepierten Schutzfirnissen, Verformungen des Bilderträgers, Abheben des Farbfilms mit Farbverlust und Rissen im Textilträger, führt sie aus.

 

 

 

 

 

 

Die meisten Gemälde, vor allem die älteren, seien im Laufe der Jahrhunderte oft restauriert worden, führt sie aus. „Einige davon waren leider zu invasiv, was zu einem teilweisen oder vollständigen Verlust der Bildinformationen sowie zu strukturellen Veränderungen führte“, sagt Presti. Hauptziel dieser Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten sei gewesen, die Werke wieder im renovierten Rittersaal ausstellen zu können.

 

 

 

 

 

 

„Die Eingriffe werden für jedes Kunstwerk individuell ausgewählt“, sagt die Fachfrau. Als Leitfaden gelte: eine konservatorische Restaurierung bedeute, in Behandlungen so wenig invasiv wie möglich zu sein und durch Analyse geeignete und reversible Materialien zu verwenden sowie die Spuren der Zeit, welche auf der Oberfläche zu sehen seien, bestmöglich zu erhalten.

 

 

 

 

 

 

Wie reinigt man ein Porträt genau? Mit Kosmetik hat das wenig zu tun, oder nicht? Ganz allgemein würde man mit der Entfernung der Oberflächenverschmutzungen beginnen, sagt Giulia Presti. Also doch Kosmetik. Die Malschicht unter diesen Schichten Schmutz erscheine dunkler, grauer und die Farben hätten ihre Helligkeit und ihren Glanz verloren. Matt und müde, sind wir abends alle, passt. Die Exzellenzen haben dann aber eine sanfte Trockenreinigung mit weichen Pinseln, anschliessend mit wässrigen, lösungsmittelfreien „Lotion“ erhalten. So wie sie heute im Rittersaal von den Wänden strahlen, könnte man das Elixier mal an lebenden Bischöfen ausprobieren.

 

 

 

 

 

 

Auf der Rückseite wurden die Herren, in der Regel, nur trocken gelegt. Danach seien Farbschichten konsolidiert sowie Verformungen und Abhebungen planiert worden. Wenn dann aber ein Firnis verändert, krepiert oder gar oxidiert war, wurde getestet, ob er teilweise oder vollständig entfernt werden musste. Das tönt dann doch bereits etwas nach Facelifting.

 

 

 

 

 

 

Sozusagen als abschliessende Pflege und Schutz wurde nach der Oberflächenreinigung ein niedermolekularer Zwischenschutz-Firnis aufgetragen, erklärt Giulia Presti, aufgeprüht in einer sehr feinen Schicht und danach wieder im Rahmen montiert und erneut aufgehängt. Im Rittersaal, wo sie nun wieder hängen und Blicke austauschen.

 

 

 

 

 

 

Zur Person
Giulia Presti ist selbständige Gemälderestauratorin. Sie hat die Galerie der kulturgeschichtlich wertvollen Bischofsporträts und zwei weitere Gemälde restauriert, die zwischen dem 17. Jahrhundert und heute entstanden.

 

Chur, 22. Dezember 2023
Nicole Büchel,
Kommunikationsverantwortliche Bistum Chur
Dirk Frischknecht,
Fotograf Bistum Chur