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Bistum Chur

Die Experten in Sachen Ritter und Saal – der Architekt

Wenn heute das Prunkstück des bischöflichen Schlosses in neuem Glanz erstrahlt, waren weder Ritter noch Domherren am Werk, sondern Fachexperten aus den verschiedensten Bereichen. Ohne ihr Wissen, ihr Können und ihre Passion würde das Rad der Geschichte und damit der Rittersaal immer noch im Jahr 1909 stehen. Das Jahr in dem der Saal das letzte Mal umfassend restauriert wurde.

 

 

 

 

 

 

Ihre Leidenschaft und Motivation an der Arbeit und dem historischen Bauwerk spiegelt sich nicht nur in den Kunstwerken sowie im gesamten Kulturdenkmal, sondern auch in der Weitergabe ihres Wissens an den verschiedenen Eröffnungsanlässen.

Den Überblick über die verschiedenen, bereits Jahre andauernden Bauetappen, hat Architekt Dieter Jüngling: „Es ist für mich nicht ganz einfach, der Bitte nachzukommen und ihnen etwas über die Genese des Projektes der Sanierung dieser Räumlichkeiten zu erzählen. Die Arbeiten am sogenannten Verwalterhaus und dem Rittersaal stehen für uns ja nicht als einzige Bauaufgabe da, die uns am Bischöflichen Schloss übertragen wurden.“

 

 

 

 

 

 

Mit der Renovation des Rittersaales wurde die vierte Etappe der gesamten Renovation des bischöflichen Schlosses abgeschlossen. In den letzten Jahren wurde laufend gearbeitet, ohne dass man von aussen etwas wahrgenommen hätte.

 

 

 

 

 

 

Das Schloss im Hof von Chur ist nicht nur Bischofssitz, sondern gleichzeitig Wohn- und Arbeitsort. Die Nutzung hätte sich im Laufe der Zeit immer wieder angepasst, führt Jüngling aus: „Neben den wichtigen Räumen und der Repräsentanz und Kommunikation, in einem davon im Rittersaal befinden wir uns ja jetzt, gibt es eine ganze Reihe weiterer unterschiedlichsten Funktionen, die im Schloss ihren Platz haben.“

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Kern des Sanierungsprojektes stand, neben der statischen Sicherung der Baustruktur und der Restaurierung der bedeutenden Bausubstanz mit der wertvollen Gestaltung ihrer Oberflächen, die neue Erschliessung der Nutzungsbereiche, die selbstverständlich den heutigen gesetzlichen Vorgaben entsprechen müssen. „Denken sie nur an die nötigen Fluchtwege sowie eine mögliche behindertengerechte Begehung aller Bereiche im Schloss“, sagt Dieter Jüngling. Er sei froh, nun eine der anspruchsvollsten Etappen erfolgreich abgeschlossen zu haben.

Neben den jetzt eigenständig erschlossenen Bürobereichen und Sitzungszimmern, konnte so auch dem Rittersaal eine eigene Zugänglichkeit, direkt von aussen geschaffen werden, was mit den dazugehörigen Sanitärräumen eine Nutzung für externe Veranstaltungen ermöglicht, weil die zentralen Bereiche des Schlosses nicht mehr begangen werden müssen.

 

 

 

 

 

 

Die sorgfältige Instandstellung und Reinigung der Oberflächen im Rittersaal standen im Zentrum der Restaurierungsarbeiten. Die neue Präsentationstechnik zur Nutzung des Raumes als Vortragssaal, eine zusätzliche Beleuchtung für die Möglichkeit, den Saal auch für Konferenzen oder Arbeitssituationen nutzen zu können, mussten möglichst unauffällig, aber klar als neue Elemente gestaltet, in den Saal integriert werden.

„Es ist als Architekt eine anspruchsvolle Aufgabe, in einem historisch wertvollen Umfeld zu arbeiten. Es gilt Lösungen zu suchen, die durchaus eigenständig sind, sich jedoch im Kontext der historischen Bausubstanz und Ausstattung zurücknehmen können. Oft ist auch dem eigenen Gestaltungswillen Einhalt zu gebieten und immer wieder abzuwägen, wie eine zeitgemässe Integration neuer Elemente in die historisch wertvolle Baustruktur oder Ausstattung möglich wird, ohne aufdringlich zu sein und den Gesamtausdruck der Räume zu stören“, führt Jüngling aus.

Woran es beim Arbeiten am Schloss nie mangeln würde, seien Überraschungen: „positive wie negative, die während den Bauarbeiten zu Tage treten“ und damit die Planung flexibel halten, was eine zusätzliche Herausforderung darstellen würde. Wer im Schloss arbeitet, muss improvisieren können!

 

 

 

 

 

 

Eine, dieser positiven Überraschungen war die Entdeckung einer Dekomalerei im grossen Sitzungsraum des zweiten Obergeschosses. „Mit dem Entscheid, den Dekofries zu zeigen, war eine entsprechende, farbige Fassung des Raumes, in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und dem Restaurator, zu entwickeln, die bis zu den neuen Tapeten einen stimmigen Gesamteindruck des Raumes zum Ziel hatte“, so Jüngling. Heute sei er vom Resultat begeistert und freue sich bereits auf die erste Sitzung in diesem Zimmer, in dem auch der Bischofsrat tagt.

Zur Person
Dieter Jüngling wurde in Basel geborenen, absolvierte 1973–1976 eine Lehre als Maurer und studierte 1978–1982 Architektur an der Ingenieurschule beider Basel. Nach dem Diplom arbeitete er bis 1986 bei Herzog de Meuron in Basel, danach bis 1990 bei Peter Zumthor in Haldenstein (GR). 1990 eröffnete er ein eigenes Architekturbüro mit Andreas Hagmann in Chur. Seit 2003 ist er Dozent für Entwurf und Konstruktion an der Universität Liechtenstein, seit 2009 leitet Jüngling den Studiengang Bachelor. Er hatte die Bauleitung bei allen bisherigen Bauetappen des Bischöflichen Schlosses inne.

 

Chur, 15. Dezember 2023
Nicole Büchel,
Kommunikationsverantwortliche Bistum Chur
Dirk Frischknecht,
Fotograf Bistum Chur