Navi Button
Bistum Chur

Homilie von Bischof Joseph Maria Bonnemain zur Chrisammesse

Liebe Priester, Diakone, Seelsorgende
Liebe Schwestern und Brüder

Die Feier der Chrisammesse ist immer ein sehr geeigneter Augenblick, um die Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Es ist ein sehr geeigneter Augenblick, um meine Dankbarkeit als Diözesanbischof zu bekunden. Dieses Jahr empfinde ich die Gegenwart einer so grossen Anzahl von in der Seelsorge unseres Bistums Wirkenden hier als sehr bewegend. Es ist mir ein grosses Anliegen, euch von Herzen zu danken. Ich danke euch für alles, was ihr Tag für Tag in den verschiedensten seelsorglichen Diensten tut, trägt, erträgt und zustande bringt.

In den letzten Wochen und Tagen sind verschiedene Nachrichten über abscheuliches Verhalten von Geistlichen in den Medien erschienen. Wir müssen zwar zweifelsohne alles tun, um solche Vorkommnisse zu verhindern, gleichzeitig können wir heute hier – wenn wir uns als Kirche, als Gemeinschaft von Gesalbten und Geweihten erleben – feststellen, dass solche verbrecherischen Taten eine Ausnahme sind und bleiben. Die grosse Realität ist – was massgebend bleibt – eure Treue und Grosszügigkeit im Dienste Gottes, welche sich schliesslich im Dienst an den Menschen zeigt und verwirklicht. Nochmals einen grossen Dank für das, was eure Gegenwart und euer Mitfeiern heute hier als Zeugnis und Ermutigung, als Quelle der Zuversicht und der Hoffnung, bedeuten.

Der Herr begann seine Darlegung der Heiligen Schrift in der Synagoge von Nazaret mit den Worten: «Heute hat sich das Schrift Wort, das ihr gehört habt, erfüllt» (Lk 4, 21). Ausdrücklich und bewusst sage ich: Heute erfüllt sich hier, was Gott uns Menschen seit eh und je versprochen hat. Dieses Heute, sein Versprechen, ist immer aktuell, bleibt immer aktuell. Zusammen mit unserem Erlöser und Heiland sind wir – Christinnen und Christen – am Werk, engagiert, aktiv – getragen vom Geist des Herrn, gesalbt und gesandt, um die in jeder Hinsicht Armen zu unterstützen, um die Gefangenen aller Art zu befreien, um die Zerschlagenen aufzurichten und um jenen, die es im Leben hart haben, eine Zeit der Gnade und des Trostes zu verkünden. Wie dankbar dürfen wir für diese Sendung, für diese Realität sein!

Unsere Dankbarkeit richtet sich vor allem an Gott, an seinen Sohn Jesus Christus, unseren Erlöser und an den Heiligen Geist, der die dauernde Menschwerdung Gottes in der Welt verwirklicht. Es gehört nämlich zum ewigen Heute Gottes, was wir vorher aus dem Munde des Propheten Jesaja gehört haben: « Ich zahle ihnen den Lohn in Treue aus und schliesse einen ewigen Bund mit ihnen» (Jes 61, 8b).

Liebe Schwestern und Brüder: Wir können den wirksamen Dienst vollziehen, weil Gott uns treu ist, uns stets treu bleibt. Er trennt sich nicht – niemals – von uns. Er lässt uns mit den Anliegen und Sorgen der Seelsorge nie allein. Er macht sich all das Unsere zu eigen. Die Früchte unseres treuen Wirkens – was uns heute mit Dankbarkeit erfüllt – sind Früchte seiner Treue uns gegenüber. Der wirklich Treue ist ER. Er liebt uns auch oder gerade mit unseren Schwächen. Wir sind hier versammelt als Seelsorgende, als Christinnen und Christen, um unser Treueversprechen zu erneuern in der Zuversicht, dass wir mit der Treue Gottes stets rechnen dürfen.

Darf ich es noch einmal wiederholen? Ich zahle euch den Lohn in Treue aus. Gott will uns treu sein. Was kann da noch schief gehen? Diese Treue Gottes zu uns sollte die sicherste Grundlage sein, damit wir frohen Mutes weitermachen, bis zuletzt.

Erlaubt mir einen letzten Gedanken: Der Bischof weiht jedes Jahr in der Chrisammesse die Öle, welche während des Jahres von den Geweihten für die Spendung der Sakramente verwendet werden. So werden alle Christinnen und Christen ihrerseits Gesalbte und Geweihte, damit wir alle als Kirche die Wunden der Menschheit wohltuend pflegen, mit dem Öl der Liebe, das die Schmerzen der Mitmenschen lindern, allen Trost spenden und den Verzweifelten Zuversicht vermittelt. Was wir hier tun, sollte sich deswegen für den Frieden und die Geschwisterlichkeit in der Welt und besonders in den von Konflikten und Aggressionen geplagten Ländern erfahrbar auswirken. Danken wir Gott einmal mehr, dass er uns in seiner Heilssendung einbeziehen will: Heute und jeden Tag. Amen.