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Bistum Chur

Homilie von Bischof Vitus am Hochfest von Weihnachten

Brüder und Schwestern im Herrn,

das Evangelium der Heilige Nacht stellte uns Jesus als den Retter, als den Gesalbten Gottes und als den Herrn vor. Was sagt uns das Evangelium vom Heiligen Tag über Jesus. Der sogenannte Prolog des Evangeliums nach Johannes – wir haben ihn eben gehört – ist das ursprüngliche Weihnachtsevangelium der liturgischen Feier dieses Festtages. Nun, dieser Prolog stellt uns zwei weitere Titel für Jesus Christus vor, nämlich die Begriffe Wort und Licht. Jesus ist das Wort. Jesus ist das Licht. Der Höhepunkt des Prologs ist die Feststellung: Und das Wort ist Fleisch geworden (Joh 1,14). Jesus, das Wort, wird Mensch. Das bedeutet: Jesus, das Wort, ist zu uns gekommen. Er ist mitten unter uns. Jesus ist uns nahe.
Jesus ist das WortIm Anfang war das Wort (Joh 1,1). Mit diesem Satz eröffnet Johannes sein Evangelium, das einundzwanzig Kapitel umfasst. Damit erinnert er uns an den Schöpfungsmorgen, wo es heißt: Gott sprach (Gen 1,3). Gott sagt ein Wort! Wir wissen, dass dieses Sprechen Gottes Ordnung in die Schöpfung brachte; denn, so berichtet uns die erste Schöpfungserzählung: Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut (Gen 1,2). Das Sprechen Gottes, das Wort Gottes gab der Schöpfung einen Sinn. Sie wurde sinnvoll. Indem Johannes nun auf dieses Sprechen Gottes anspielt und Jesus als das Wort vorstellt, das im Anfang war – in dem das Leben war – will er uns sagen: Gott hat durch sein Wort, durch Jesus, die Schöpfung ins Dasein gerufen, ihr Leben mitgeteilt und ihr einen Sinngehalt gegeben. Durch Jesus besteht die Schöpfung, und durch Jesus ist die Schöpfung sinnvoll, durch das Wort, das Jesus Christus ist und welches jetzt unter uns lebt, zu uns redet und für uns stirbt. Durch diesen Jesus, von dem das ganze Evangelium berichtet, hat die Schöpfung Bestand: Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist (Joh 1,4).
Jesus ist das LichtDas wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt (Joh 1,9). Das Wort ruft den Menschen ins Dasein, das Licht erleuchtet den Menschen auf seinem Lebensweg, so dass er nicht im Finstern geht, nicht ins Abseits gerät (vgl. Joh 12,35) und nicht anstößt (vgl. Joh 11,9). Indem Johannes Jesus als Licht bezeichnet, sagt er uns, dass wir durch Jesus den Weg zu unserem Ziel finden. Die Schöpfung ist ja sinnvoll. Der Mensch muss aber den Sinn der Schöpfung entdecken. Zu diesem Sinn findet er durch Jesus, durch das Licht, welches von Jesus ausgeht. Dadurch wird der Mensch das, wozu er bestimmt ist: ein Kind Gottes (Joh 1,12), ein Kind der Gnade (Joh 1,17).
Auf diese Weise wird das Weihnachtsevangelium des Johannes zu einer Einladung an die Menschen, sich mit Jesus auseinanderzusetzen, sich ihm zu nahen und an ihn zu glauben. Zum Glauben kommen! Das ist ein Ausdruck, denn wir bei Johannes oft finden. Dreizehn Mal ist er mir begegnet, und ich weiß nicht, ob ich alle Stellen erfasst habe. Johannes möchte, dass die Menschen zum Glauben an Jesus kommen. Und warum? Damit sie das ewige Heil oder das ewige Leben erlangen. Deshalb schliess er sein Evangelium mit den Worten: Diese aber(diese Zeichen) sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen (Joh 20,31).
Weihnachten ist eine Einladung an alle Menschen, Jesus kennen zu lernen, ihn zu lieben und an ihn zu glauben. Möge diese Einladung viele Menschen erreichen! Mögen viele ihr Folge leisten, um das ewige Leben zu haben (vgl. Joh 3,15-16 und weitere Stellen). Amen.