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Bistum Chur

Predigt von Bischof Peter Bürcher anlässlich der Diakonenweihe vom 24. Oktober 2020 in Adliswil ZH

«Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen», sagt uns Papst Franziskus in «Evangelii Gaudium». Das ist die Freude der Hl. Elisabeth, als Maria, Königin und Mutter der Barmherzigkeit, sie in einer «Stadt im Bergland von Judäa» besuchte: «In dem Augenblick, als ich deinen Gruss hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib» (Lk 1,44). Das ist die geheimnisvolle Freude von Johannes dem Täufer im Schoss seiner Mutter!

Lieber Adrian, Lieber Toni, das ist Eure Freude, die Freude aller, die zum Dienst bereit sind, und ganz besonders all derer, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind! Freut Euch im Herrn!

Mit diesen Worten und ähnlichen sagt der Bischof nach dem Pontifikale: Liebe Brüder und Schwestern! Die beiden Kandidaten, von denen Verwandte und Freunde hier anwesend sind, sollen nun zu Diakonen geweiht werden. Bedenken wir, welch wichtigen Dienst sie übernehmen. Sie sollen Christus dienen, dem höchsten Lehrer, Priester und Hirten. Er ist es, durch dessen Hingabe sein Leib, die Kirche, zum heiligen Tempel Gottes auferbaut und zum Volk Gottes zusammengeführt wird. Den Bischöfen in ihrem Priesteramt als Helfer verbunden, werden Adrian und Toni zu Diakonen geweiht. Die Diakone sollen als Helfer dem Bischof und seinem Presbyterium zur Seite stehen: Im Dienst des Wortes, im Dienst am Altar und im Dienst der Liebe ist der Diakon Diener für alle. In all dem sollen sie mit Gottes Hilfe so handeln, daß ihr alle in ihnen wahre Jünger Jesu Christi erkennt, des Herrn, der nicht gekommen ist, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen.

Adrian und Toni, Euch hat der Herr das Beispiel gegeben: So sollt ihr leben und handeln, wie er selbst es getan hat. Jesus Christus war unter seinen Jüngern wie einer, der dient. Da ihr Diakone werdet, da ihr also seine Diener seid, sollt auch ihr nach dem Willen Gottes dem Herrn und den Menschen in Liebe und Freude dienen. Weil aber niemand zwei Herren dienen kann, bedenkt, dass alle Unlauterkeit und alle Habsucht Götzendienst ist.

Aus freiem Entschluss wollt ihr das Amt des Diakons übernehmen. Wie jene Männer, die einst von den Aposteln zum Dienst der Liebe erwählt worden waren, so sollt auch ihr in einem guten Ruf stehen und wie sie erfüllt sein von Weisheit und Heiligem Geist. Ihr werdet euren Dienst im ehelosen Leben ausüben. Der Zölibat, zu dem ihr euch verpflichtet, soll Zeichen und Antrieb eures seelsorglichen Eifers sein, eine Quelle der Kraft für ein fruchtbares Wirken in der Welt. Wenn ihr euch von aufrichtiger Liebe zu Christus leiten laßt und mit vollkommener Hingabe in diesem Stand lebt, dann werdet ihr Christus leichter mit ungeteiltem Herzen angehören, Gott und den Menschen mit größerer Freiheit dienen und für den Dienst am Werk der Erlösung unbeschwerter zur Verfügung stehen.

Steht also fest im Glauben, bewährt euch vor Gott und den Menschen, wie man es von Dienern Christi und Verwaltern der Heilsgaben Gottes erwartet. Lasst euch nicht abbringen von der Hoffnung; denn sie ist uns verbürgt durch das Evangelium, dessen Hörer ihr bleibt und dessen Verkünder ihr werdet. Bleibt lauteren Herzens dem Glauben treu. Das Wort Gottes, das ihr verkündet, bezeugt auch im Leben. Dann wird das christliche Volk im Heiligen Geist zum lebendigen Opfer, wie es Gott gefällt – und ihr werdet am Jüngsten Tag, wenn ihr dem Herrn entgegengeht, sein Wort hören: «Komm, du tüchtiger und treuer Diener, nimm teil an der Freude deines Herrn!».

Beim Stundengebet lobt ihr den Herrn, sagt ihm Dank und bittet für das Volk Gottes und die ganze Menschheit. Seid euch also bewusst, dass ihr, aus den Menschen auserwählt, für die Menschen eingesetzt seid in ihren Anliegen vor Gott. Übt daher das Diakonat aus in beständiger Freude und Liebe und sucht nicht euch selbst, sondern die Sache Jesu Christi. Die Christenheit von heute braucht mehr Freude, ja viel mehr Freude!

Dem Bischof verbunden und ihm gehorsam, erfüllt ihr diesen Auftrag mit Demut und Freude. Seid bestrebt, die Gläubigen zu der einen Gemeinschaft der Brüder und Schwestern zu sammeln, um sie, « tutti fratelli », durch Jesus Christus im Heiligen Geist zu Gott, dem Vater, hinzuführen.

Nehmt euch der Armen und Bedrängten an, die auf eure Dienste warten. Vergesst sie nicht! Habt immer das Beispiel des Guten Hirten vor Augen! Er ist nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen. Er ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren war.

Lieber Adrian, Lieber Toni, ein Wort ‒ und zwar das, welches Papst Franziskus oft erwähnt ‒ möchte ich Euch nochmals auf den Weg mitgeben: «Beim christlichen Leben geht es ums Dienen. Es ist traurig, Christen zu sehen, die zwar am Anfang – wenn sie erkennen, Christen zu sein – offen sind für den Dienst, letztendlich dann aber dazu übergehen, dem Volk Gottes nicht mehr zu dienen, sondern sich seiner ‚zu bedienen‘. Das fügt dem Volk großen Schaden zu! Unsere Berufung ist es, zu dienen, und nicht, sich der anderen zu bedienen».

Liebe Schwestern und Brüder, wie Maria und Elisabeth, freut Euch alle im Herrn, jede und jeder nach seiner Berufung, als Diener der Freude des Evangeliums in der heutigen Welt! Amen.