Am ersten Fastensonntag wird jeweils der Hirtenbrief des Diözesanbischofs vorgetragen. Da ich meinen eigenen Brief nicht vorlesen möchte, gebe ich einen Kommentar dazu.
Der diesjährige Fastenhirtenbrief greift das Thema der Bildung auf. Die Bildung beginnt bei den ganz einfachen Dingen wie lesen, schreiben und rechnen. Diesbezüglich stellen wir in unserem Land bei vielen Menschen Lücken fest. Vor hundert oder hundertfünfzig Jahren wäre diese Tatsache vielleicht normal gewesen. Inzwischen wird sie zu einem Alarmzeichen.
Der Mangel an Bildung, an der grundlegenden Bildung, führt zu schwierigen Situationen. Vor allem gerät der Mensch in eine ungute Abhängigkeit und er verliert sein Würde.
Das darf nicht nur eine Frage sein, welche unseren Staat beschäftigt. Das Problem muss auch die Kirche und alle Personen berühren, welche in der Seelsorge tätig sind. In diesem Sinn betrifft das Problem auch den Glauben.
Es handelt sich hier näher betrachtet um eine Frage, welche zur dritten Säule unseres kirchlichen Auftrages gehört, nämlich zur Diakonie, zur Sorge der Kirche um das zeitliche Wohl des Menschen. Deshalb bitte ich alle Mitarbeitenden in der Seelsorge und alle Pfarreien und Gemeinschaften, die Sache mit einem wachen Auge zu verfolgen. Wir alle müssen uns für eine Verbesserung einsetzen.
Anderseits wirkt sich der Mangel an Bildung auch auf den Glauben selber aus. Oder anders gesagt: Auch der Glaube, das Glaubensgut ist ein Teil der menschlichen Bildung. Nun stellen wir aber einen wachsenden Mangel an Glaubensbildung fest.
In diesem Zusammenhang sollten wir einen Blick auf das siebte Kapitel des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Amoris laetitia von Papst Franziskus werfen. Es trägt den Titel Die Erziehung der Kinder stärken. Wir befinden uns bei den Nummern 269-290 des Dokuments.
Das Kapitel rückt die moralische Entwicklung des Kindes und des Jugendlichen in den Mittelpunkt. Dabei werden vor allem die Eltern angesprochen. „Die Familie ist die erste Schule der menschlichen Werte, wo man den rechten Gebrauch der Freiheit lernt“ lesen wir bei der Nummer 274.
Zunächst stellt das Schreiben die allgemeinen Prinzipien der Erziehung vor (Nr. 269-279). „Eine wirkungsvolle ethische Erziehung bedeutet, dem Menschen zu zeigen, wie weit es ihm selber nützlich ist, gut zu handeln“. So lautet ein solches Prinzip (Nr. 265).
Nach den allgemeinen Prinzipien folgt das Anliegen der Sexualerziehung. Dies ergibt sich selbstverständlich aus dem Thema des Apostolischen Schreibens (Nr. 280-286), welches die Ehe und die Familie behandelt.
Am Schluss ist die Rede von der Weitergabe des Glaubens (Nr. 287-290), also von der religiösen Erziehung im engeren Sinn. Die Erziehung darf nicht immanent bleiben. Die Erziehung darf nicht humanistisch bleiben. Sie muss transzendent werden. Sie muss letztendlich alles auf Gott beziehen und zu Gott, der Quelle des Lebens, führen. Eine Erziehung ohne Gott wäre nur eine halbe Erziehung. Der Mensch würde auf halber Strecke stehen gelassen. Der Menschen würde in Bezug auf das Eigentliche und Grundlegende, auf den letzten Sinn des Lebens sich selber überlassen. Er müsste das Beste entbehren, was eine Erziehung und Bildung bieten kann.
Der Papst sagt, das Zuhause wäre der Ort, „wo gelehrt wird, die Gründe und die Schönheit des Glaubens zu erkennen, zu beten und dem Nächsten zu dienen“ (Nr. 287). Dieses Ziel sollten wir in der Seelsorge von neuem erreichen: Dass der Mensch in der Familie nicht nur sein biologisches Leben empfängt und pflegt, sondern auch den Glauben an den Schöpfer, Erlöser und Vollender unseres Lebens.
So möge der Hirtenbrief und das darin enthaltene Thema Euch, den Studierenden der Theologie, eine Anregung sein, euch diesbezüglich weiterzubilden, eine der wichtigen Seiten Eures zukünftigen kirchlichen Einsatzes zu erkennen und euch mit neuer Motivation auf den Verkündigungsdienst vorzubereiten.